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Update:22.01.2012
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Betriebszentralen / Leitzentralen In den Betriebszentralen (BZ) bzw. Leitzentralen (LZ) wird die gesamte Koordination und Disposition von sämtlichen Zugfahrten geregelt und überwacht. Sämtliche Betriebsabläufe und Prozesse werden erfasst, koordiniert und gesteuert. Alle Zugbewegungen, Gleisbelegungen (im Bereich der BZ/LZ bzw. in der Haupt-BZ) u.ä. können abgefragt und angezeigt werden. Dies kann netzweit, landesweit oder auch bundesweit erfolgen. In vielen Ländern werden zentral alle Zugfahrten in einer einzigen Leitstelle erfasst und koordiniert, dies können je nach Umfang etliche tausend Zugbewegungen sein.
So kann jederzeit ermittelt werden, wo sich ein bestimmter Zug gerade befindet, oder wo es bei Unregelmäßigkeiten oder in Verspätungsfällen Konflikte geben könnte.
Die Großrechneranlagen der BZ erfaßen alle Daten von den örtlichen Stellwerksanlagen bzw. von den dortigen Zugnummermeldeanlagen, welche permanent über Standverbindungen bzw. über Paketnetzwerke (z.B. X25/IP) angeschlossen sind. In der Haupt-BZ sind wiederum alle Bereichs-BZ integriert. Somit kann die Haupt-BZ der DB AG beispielsweise alle ca. 38000 täglichen Zugbewegungen im gesamten Bundesgebiet (ca. 40000 Streckenkilometer) überwachen, koordinieren und die Daten wiederum anderen Rechnersystemen z.B. für statistische Zwecke zur Verfügung stellen. Die Prozeßrechner der BZ vergleichen nun die gespeicherten Fahrplandaten (Soll-Werte) mit den übermittelten Zugdaten (Ist-Werte) und können daraus Konflikte, z.B. Verspätungen/Verfrühungen erkennen und anzeigen.
Durch weitere Zeit/Weg-Berechnungen kann der weitere Verlauf und ggf. weitere Folgen daraus berechnet werden. Zum Beispiel Probleme mit Zugüberholungen, Zugkreuzungen, Anschlußzüge oder ähnliches. Durch diese Darstellungen und Berechnungen können frühzeitig Maßnahmen eingeleitet werden, die weitere Folgen oder Unregelmäßigkeiten verhindern. (z.B. Bereitstellung eines Ersatzzuges oder das Freihalten von Überholungs-/ Kreuzungsgleisen, Zugumleitungen o.ä.). Durch Zugbahnfunk oder neuerdings GSM-R ist es der Betriebszentrale jederzeit möglich mit den Triebfahrzeugen bzw. dem Zugpersonal Kontakt aufzunehmen und Befehle abzugeben, sowie die Fahrgäste per Zuglautsprecheranlage direkt über das Betriebsgeschehen zu informieren. Die BZ der Deutschen Bahn AG beispielsweise sind in verschiedene Arbeitsgebiete unterteilt:
Beispielabbildung einer Streckenansicht aus einer BZ (anklicken) Die operativen Handlungen selbst, also beispielsweise das Einstellen von Fahrstraßen, Weichen und Signalen geschieht (bei der DB AG) in der Regel jedoch (noch) nicht von der BZ selbst aus, sondern die notwendigen Prozesse bzw. Befehle werden den örtlichen Stellwerken mündlich über WL-Anlagen oder Betriebsfernmeldeanlagen mitgeteilt. In einigen BZ der DB AG ist jedoch bereits eine räumliche Integration von Disposition und Operating (Fdl) realisiert. Zukünftig werden alle Strecken und Bahnhöfe dann durch die Betriebszentrale gesteuert. Örtliche Stellwerke sind dann nicht mehr mit Personal besetz sondern werden ferngesteuert. Bei privaten Schienenverkehrsunternehmen, Industriebahnen, Stadtbahnen und "Campus"-Bahnen gibt es bereits seit einigen Jahren Betriebszentralen, von denen Disposition und Operating direkt ausgeführt wird. Das gesamte Streckennetz sowie die gesamten Zugfahrten (ferner Warn- und Überwachungsanlagen) werden von einer zentralen Hauptleitstelle gesteuert und koordiniert. Möglich wird dies auch dadurch, das diese Netze meist örtlich und systemtechnisch begrenzt und in sich unabhängig und geschlossen sind. (Zum Beispiel reinrassiges U-Bahnnetz). Desweiteren sind meist die gleichen Fahrzeuge bzw. Zugarten in Betrieb, die recht einfache, gleichartige "Parameter" aufweisen. Die Steuerung der Schienenfahrzeuge erfolgt teilweise ebenfalls direkt aus den Betriebsleitzentralen und somit ist kein Fahrzeugführer sowie Begleitpersonal notwendig. Fahrerlose Systeme sind bereits seit 1981 beispielsweise in Kobe und Osaka im Einsatz. Nach den ersten erfolgreichen Tests wurden die fahrerlosen Steuerungssysteme immer weiter fortentwickelt. In vielen Metropolen z.B. Tokio, Toronto, Vancouver, Miami, London, Lyon, Toulouse, Taipei, Ankara usw. sind bereits etliche automatische, fahrerlose Systeme im erfolgreichen Einsatz. Als europäisches "Parade-Beispiel" kann man die U-Bahn Paris (Linie 14 Meteor, 1998, "1. Fahrerlose U-Bahn der Welt") bezeichnen, oder in Deutschland der People-Mover / Sky Train Uni-Dortmund (1984) und Flughafen Frankfurt und Düsseldorf (2002) sowie natürlich das Transrapid-System. Auch das Londoner Docklands Light Railway System ist als Parade-Beispiel zu bezeichnen. Immerhin werden mit diesem vollautomatischen und führerlosen Stadtbahnsystem täglich weit über 170000 Menschen bis 80 km/h schnell durch Londons Osten befördert. In den nächsten Jahren sollen sämtliche innerstädtische U- und Stadtbahnsysteme vollautomatisiert werden.
Demnächst sollen auch konventionelle Bahnsysteme weitestgehend automatisiert und führerlos gesteuert werden. Zur Zeit finden umfangreiche Tests und Versuche weltweit statt. Hauptkriterien sind dabei die sichere Übertragung der Befehle von den Leitstellen zum Zug , das Sichern der Reisenden an den Bahnsteigen, die Meldungen ob Gefahrenräume frei sind, sowie das frühzeitige Erkennen von Hindernissen im Schienenweg (z.B. Personen/Tiere im Gleis, Gegenstände im Gleis, Fahrzeuge an BÜ`s u.ä.). In vielen Ländern und Großstadtmetropolen sind die Bahngleise fast komplett eingezäunt und gesichert. Dies sind die besten Voraussetzungen für den Einsatz eines führerlosen Automatiksystems.
BVE Simulation einer führerlosen U-Bahn ( deutlich sind die großen Glaswände / Türen am Bahnsteig zur Absicherung zu erkennen ) Desweiteren können verschiedene technische Überwachungs- und Steuerungsanlagen (z.B. Videoanlagen, SOS-Säulen, Brand-/Alarmsensoren, Aufzüge/Rolltreppen, Klimaanlagen, ....) ebenfalls in Betriebszentralen integriert sein. Doch dieser Bereich soll nicht Teil der Betrachtung sein.
Durch Vernetzung/Anpassung verschiedener Betriebsführungs- und Informationssysteme kann eine sehr präzise Zugortung und Informationsverteilung stattfinden. Zum Beispiel Fahrgastinformationsanlagen (Automatische Ansagen / Anzeigen), Frachtverfolgungssysteme, Schnittstellen zu öffentlichen (Broadcast-) Netzen (Internet, Videotext, Rundfunk) und Informations- sowie Sicherheitsbehörden, u.ä.
.....weiter zu... -> BAHNTECHNIK (Text: Thorsten Langewiesche, 13.03.2003, (c) 2003) |